Die Bildungsmesse Didacta 2021 fand dieses Jahr online statt. Im Programm gab es einen Vortrag von Prof. Dr. Benjamin Fauth, der über Tiefenstrukturen von Unterricht und Fernunterricht gesprochen hat. Denn die Frage, wie man Lerner kognitiv aktivieren, unterstützen und in die Lerngruppe einbinden kann, wird beim Fernunterricht meist noch wichtiger.
[Anmerkung zum Text: Ich rede im Text von „Lernern“ und „Lehrern“, gemeint sind damit grundsätzlich alle Geschlechter. Außerdem beziehen sich diese Bezeichnungen nicht nur auf Personen in der Schule, sondern beispielsweise auch auf die Ausbildung und auf alle weiteren Lernumfelder.]
Hier finden Sie den Blog-Beitrag zu den Grundlagen der Sicht- und Tiefenstrukturen (Teil1) von Unterricht.
Der Vortrag von Prof. Dr. Fauth ging von der Frage aus, wie qualitativ hochwertiger Unterricht im Fern- oder Hybridunterricht aussehen kann. Die Tiefenstrukturen sind auch in diesen Unterrichtsformen wichtig, um die Unterrichtsqualität zu sichern.
Kognitive Aktivierung im Fernunterricht
Im Fernunterricht bearbeiten die Lerner teilweise sehr viele Wiederholungs- und Übungsaufgaben, die jedoch nicht immer zu deren Motivation und Lernerfolg beitragen. Herausforderende Aufgabenstellungen eignen sich hingegen besser zur kognitiven Aktivierung der Lerner. Sie können aber auch dazu führen, dass Lerner „stecken bleiben“, „verloren gehen“ und eben keine notwendige Hilfe erhalten. Um diesem entgegenzuwirken, können Lehrer dann als Ansprechpartner z.B. in Sprechstunden für die Lerner und deren Fragen zur Verfügung stehen. Kognitive Aktivierung kann jedoch auch mit qualitativ hochwertige Apps und Tools erreicht werden, in denen Lerner beispielsweise Experimente simulieren oder strukturiert über Themen diskutieren können.
Konstruktive Unterstützung im Fernunterricht
Ein großes Problem beim Fernunterricht ist natürlich die Ferne. Diese macht es schwieriger, in Kontakt zu bleiben oder sich in einer Lerngruppe sozial eingebunden zu fühlen. Soziale Eingebundenheit ist jedoch nach der Selbstbestimmungstheorie ein wichtiger Baustein für die Motivation der Lerner. Wie können Lerner jedoch das Gefühl bekommen, dass der Lehrer sie nicht vergessen hat und sich um sie kümmert? Natürlich können Lehrer dabei nicht dauerhaft für jeden Lerner ansprechbar sein. Eine oft genutzte Möglichkeit um sich zu treffen sind Videokonferenzen. Doch auch Feedback ist für Lerner im Fernunterricht von großer Bedeutung – vor allem Feedback zu ihren Arbeitsergebnissen. Das beinhaltet sowohl Feedback zum Prozess der Aufgabenbearbeitung, hilfreiche Hinweise für zukünftige Aufgabenbearbeitungen und Rückmeldung nach der individuellen Bezugsnorm.
Strukturierte Klassenführung im Fernunterricht
Auch beim Fernunterricht ist es das Ziel, dass die Lerner ihre eingeplante Lernzeit auch wirklich für das Lernen und Arbeiten nutzen können. Lerngruppen können auch im Fernunterricht ihre Lernzeiten gemeinsam strukturieren, z.B. mit gemeinsamen Lernplänen oder gemeinsamen Morgen- und Abschluss-Videokonferenzen. Genauso wie im Klassenzimmer ist es auch im Fernunterricht und dazugehörigen Videokonferenzen notwendig, Regeln und Abläufe für das Lernen aufzustellen und einzuhalten. Doch besonders beim Fernunterricht zeigt sich, ob Lerner auch selbstreguliert lernen können. Das bedeutet: Wissen Lerner, wie sie ihren Arbeitsplatz und Umgebung lernförderlich gestalten? Wissen sie, wie sie ihr eigenes Lernverhalten mit Lernplanung und Lerntagebüchern beobachten können? Können sie ihre Lernergebnisse selbstständig evaluieren? Die dazu notwendigen Fähigkeiten sollten dabei natürlich in Präsenzzeiten besprochen und reflektiert werden.
Mein Kommentar:
Ich fand den Vortrag von Prof. Dr. Benjamin Fauth sehr hilfreich und kompakt, um zu zeigen, dass Fernunterricht eben auch Unterricht ist, der die gleiche Tiefenstruktur benötigt, wie Unterricht in der Schule. Er fasst nochmal wichtige Stellschrauben von Unterricht zusammen: Feedback, selbstreguliertes Lernen und kognitiv anregende Aufgaben für die Lerner. Auch wenn wir uns alle wünschen, dass die Pandemie mit ihren Einschränkungen bald vorüber ist, sind das Strukturen und Kompetenzen, die Lerner auch nach der Pandemie noch brauchen werden.
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Quelle:
Vortrag: Prof. Dr. Benjamin Fauth (2021): Unterrichtliche Tiefenstrukturen – Was macht guten Unterricht aus? Didacta 12.05.2021
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