Ziele formulieren mit SMART und WOOP

Sich Ziele zu setzen ist eine wichtige Kompetenz für Lerner, die sich ihr Wissen selbstständig erarbeiten. Doch wie formuliert man gute Ziele? Die SMART- und die WOOP-Formel können dabei weiterhelfen.

[Anmerkung zum Text: Ich rede im Text von „Lernern“ und „Lehrern“, gemeint sind damit grundsätzlich alle Geschlechter. Außerdem beziehen sich diese Bezeichnungen nicht nur auf Personen in der Schule, sondern beispielsweise auch auf die Ausbildung und auf alle weiteren Lernumfelder.]

Ziele

Ein Ziel ist schnell ausgesprochen – beispielsweise „Ich werde dieses Schuljahr besser in Englisch!“ Doch diesem Ziel fehlen ein paar entscheidende Merkmale. Um nur einige kritische Fragen an das Ziel zu stellen: Was bedeutet „besser in Englisch“? Wann ist das Ziel erreicht? Wie setzt der Lerner das Ziel um? Was passiert, wenn Schwierigkeiten auftreten? Um Ziele so zu formulieren, dass Sie auch langfristig gut mit ihnen arbeiten können, helfen Ihnen die SMART- und die WOOP-Formel.

SMART-Formel

SMART ist ein Akronym für:

Spezifisch: Wie sieht mein Ziel genau aus? Was muss ich tun?

Messbar: Wie kann ich meine Zielerreichung messen, beobachten oder überprüfen?

Anspruchsvoll: Ist mein Ziel für mich anspruchsvoll bzw. herausfordernd?

Obstacle (Hindernis): Was ist das Hindernis in mir?

Realistisch: Ist mein Ziel für mich überhaupt umsetzbar bzw. machbar?

Terminiert: Bis zu welchem Termin oder Zeitpunkt möchte ich mein Ziel erreicht haben?

Wenn Sie die Merkmale der SMART-Formel in Ihre Zielformulierung einbeziehen, können Sie ihre Zielerreichung besser überwachen. Sie wissen, was Sie regelmäßig tun können, um Ihrem Ziel Schritt für Schritt näher zu kommen.

Beispiel zur SMART-Formel:

„Ich kann die erste Strophe des Gedichts bis morgen Abend fehlerfrei und ohne Hilfe aufsagen.“

Spezifisch: Was möchte ich genau tun? Die erste Strophe des Gedichts auswendig lernen

Messbar: Ich kann messen (oder auch überprüfen, beobachten), ob ich die erste Strophe fehlerfrei und ohne Hilfe aufsagen kann.

Anspruchsvoll: Da die erste Strophe recht lang ist und ich noch nicht oft ein Gedicht auswendig gelernt habe, ist die Tätigkeit für mich anspruchsvoll.

Realistisch: Die erste Strophe des Gedichts bis morgen Abend zu lernen, ist für mich realistisch

Terminiert: bis morgen Abend

WOOP-Formel

(von Oettingen und Gollwitzer)

WOOP Ist ebenfalls ein Akronym und steht für:

Wish (Wunsch): Was ist mein Wunsch?

Outcome (Ergebnis): Wie würde ich mich fühlen, wenn ich das Ziel erreicht habe?

Plan (Plan): Wie sieht mein Wenn-Dann-Plan aus?

Wichtig: Die WOOP-Schritte müssen genau in dieser Reihenfolge durchgeführt werden, damit sie wirksam sind.

Mit Hilfe der WOOP Formel wird der Fokus besonders auf auftretende Hindernisse gelenkt. Ganz nach dem Motto „Ich wollte ja gestern xy tun, aber dann passierte z und ich musste…“. Es geht darum, auch Hindernisse wie die Situation z einzubeziehen und sich schon vorher zu überlegen, was Sie dann tun könnte, um Ihr Ziel trotzdem zu erreichen.

Beispiel WOOP-Formel:

Wish (Wunsch): Was ist mein Wunsch? Ich möchte ein Instrument lernen.

Outcome (Ergebnis): Wie würde ich mich fühlen, wenn ich das Ziel erreicht habe? Ich stelle mir den Spaß beim Musizieren (mit anderen) vor. Ich stelle mir vor, wie ich anderen Menschen mit Musik eine Freude machen kann.

Obstacle (Hindernis): Was ist das Hindernis in mir? Mein Hindernis ist regelmäßig zu üben. Dazu fehlen mir oft die Lust und die Zeit

Plan (Plan): Wie sieht mein Wenn-Dann-Plan aus? Ich plane meine Übungszeiten fest in meinen Wochenplan ein. Wenn ich zur geplanten Zeit keine Lust habe zu üben, dann höre ich mir einen Song an, den ich spielen können möchte.

Wie funktioniert WOOP?

Die WOOP-Formel ist eine metakognitive Strategie. Das bedeutet, dass ich mein Denken mithilfe meines Denkens beeinflusse. Die Zielformulierung mit der WOOP-Formel beinhaltet zwei wichtige Bausteine: Positives Denken und mentale Kontrastierung.

Positives Denken allein reicht leider nicht aus, um ein Ziel zu erreichen. Denn durch die einfache Vorstellung des Ziels sinkt die vom Körper bereitgestellte Energie ab. Der Kopf denkt, er wäre schon am Ziel und müsse sich nicht mehr anstrengen. Daher ist es hilfreich, der Zukunftsfantasie ein wenig Realität hinzuzufügen und sich vorzustellen, welche inneren Hindernisse einen von der Realisierung des Ziels abhalten (= mentale Kontrastierung). Über diese inneren Stolpersteine sollte man genau und ehrlich nachdenken. Nach einiger Überlegung kann man dann entweder feststellen

  • dass das Hindernis zu groß ist und man seinen Wunsch verschiebt oder aufgibt ODER,
  • dass man seinen Wunsch trotz möglicher Hindernisse angehen möchte.

Gleichzeitig treten nicht-bewusste Effekte auf, denn der Wunsch wird mit dem Hindernis verbunden. Das wiederum führt dazu, dass man auch die Hindernisse besser wahrnimmt und der Körper mehr Energie bereitgestellt. Auch negative Rückmeldungen verarbeitet man besser, da man die darin enthaltenen wertvollen Informationen für seine Zielerreichung nutzt.

Mein Kommentar

Ob Sie die SMART- oder WOOP-Formel bevorzugen, liegt bei Ihnen. Doch könnte es vor allem bei wichtigen und größeren Zielen sinnvoll sein, beide Formeln anzuwenden, da diese sich auch ergänzen können. Bei alltäglichen Lernzielen kann die SMART-Formel weiterhelfen, da Lerner diese meist vorgegeben Ziele häufig nicht als Wunsch erleben. Wenn es jedoch um Wünsche von Lernern geht, die Lerner für sich erreichen möchten, ist die WOOP-Formel hilfreich.

Doch nicht nur fürs Lernen, sondern auch für Beratungsgespräche lassen sich diese Formeln einsetzen. So können Sie mit Ihrem Gesprächspartner genauere Vereinbarungen treffen und nach einer Zeit überprüfen, ob diese erreicht wurden.

Und irgendwann ist ja dann auch wieder Silvester, der Abend der großen Vorsätze. Auch da können die Formeln zur Zielformulierung weiterhelfen.

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Quellen

SMART-Formel:

Grassinger, R., Dickhäuser, O. & Dresel, M. (Heidelberg : Springer Berlin Heidelberg, 2019). Motivation. In D. Urhahne, M. Dresel & F. Fischer (Hrsg.), Psychologie für den Lehrberuf (S. 207–227). Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg.

WOOP-Formel:

https://woopmylife.org/de/start

Vortrag Dr. Gabriele Oettingen „Mentale Schlüsselfaktoren für die Zukunft“ https://www.youtube.com/watch?v=0B8Xmjjn19w

Krott, N.R., Marheinecke, R. & Oettingen, G. (2019). Mentale Kontrastierung und WOOP fördern Einsicht und Veränderung. In S. Rietmann.& P. Deing. (Hrsg.), Psychologie der Selbststeuerung (S. 187 – 212). Springer VS, Wiesbaden.