Rezension: „Lernen – wie geht das?“ 40 Lernstrategiekarten zum eigenständigen Lernen

„Lernen – wie geht das?“ Eine wirklich gute Frage, die viele Lerner*innen bewegt. Ich habe mir das Kartenset genauer angesehen und wollte wissen, ob und wie dieses die Selbstlernkompetenz stärken kann.

[Rezension /Werbung – Karten habe ich selbst beim Verlag als Rezensionsexemplar angefragt.]

Mein erster Eindruck – äußere Gestaltung des Kartensets

Die Karten sind schön gestaltet und in einem Farbsystem inhaltlich sortiert. Die Überschriften, Texte und Kategorien sind übersichtlich dargestellt. Die Abbildungen auf den Karten wirken eher neutral und nicht zu kindlich, so dass das Set auch bei älteren Lerner*innen eingesetzt werden kann. Das Cover des Sets zeigt jedoch eine recht junge Person, was ich etwas schade finde. Hier hätte ich mir ein neutraleres Cover gewünscht, um unterschiedliche Lerner*innengruppen anzusprechen. Eine Altersangabe ist auf dem Set selbst nicht zu finden. Im Internet hat der Verlag „Ab Klasse 5“ angegeben.

Die Autorin

Die Autorin Hanna Hardeland (Lehrerin, Lerncoach und Lernberatungs-Expertin mit eigenem Institut) hat bereits mehrere Bücher und Kartensets zum Thema Lernen und Lerncoaching herausgegeben.

Das Booklet zum Kartenset

Das Booklet ist mit acht Seiten eher dünn. Da bleibt leider nicht viel Zeit für eine nette Begrüßung, sondern es geht direkt mit einer Definition und der Bedeutung von Lernstrategien los. Positiv ist, dass im Text Quellen zitiert und angegeben werden, um das ganze Thema auf wissenschaftliche Füße zu stellen. Eine fundierte Begründung, warum gerade diese Lernstrategien ausgewählt wurden, fehlt jedoch. Der gesamte Text wirkt eher wie ein Fachtext, der sich an Personen mit pädagogischem oder psychologischem Grundwissen richtet. In wenigen Stichpunkten wird dargestellt, wie Lerner*innen mit dem Set arbeiten sollen. Sie sollten sich einen Überblick über die Lernstrategien verschaffen, den eigenen Gebrauch reflektieren und neue Lernstrategien erproben.
Die Karten werden in die Kategorien kognitive und metakognitive Lernstrategien sowie Stützstrategien unterteilt. Die im Booklet erwähnte Einteilung der Karten in „Inputkarten“ und „Anleitungskarten“ ist auf den Karten selbst jedoch nicht vermerkt. Am Ende des Booklets werden die Texte auf den Karten kurz erklärt und auf zusätzliches Downloadmaterial verwiesen.

Die Zielgruppe

Weder auf der Packung des Sets noch im Booklet wird eine bestimmte Zielgruppe genannt. Ist dieses Set für Lehrer*innen und Lerncoach*innen, um deren Arbeit zu unterstützen? Kann ich das Set kommentarlos einer/einem Fünftklässler*in kaufen und auf den Schreibtisch legen? Können Eltern das Set nutzen, um ihre Kinder zu unterstützen? Können auch ältere Lerner*innen damit arbeiten? Diese Fragen bleiben unbeantwortet. Auf den Karten selbst werden jedoch Schüler*innen direkt angesprochen.

Die Lernstrategiekarten

Alle Karten verfügen über eine kleine Nummer. Ob die Reihenfolge jedoch eine inhaltliche Bedeutung hat, wird im Booklet nicht erklärt. Es bleibt also für die Lerner*innen die Frage offen, wo fange ich an?

Kognitive Lernstrategien: Hier werden verschiedene hilfreiche Lernstrategien vorgestellt, z.B. Fragen stellen, Texte querlesen, Lerninhalte zusammenfassen, Mindmaps erstellen. Die Anleitungen auf der Rückseite finde ich jedoch (vor allem für jüngere Lerner*innen) teilweise sehr herausfordernd, wenn sie diese allein anwenden würden. Ein Beispiel aus der Karte „Lernstoff reduzieren“: Hierbei sollen sich Lerner*innen einen Überblick über den Lernstoff verschaffen und anschließend entscheiden, was wichtig ist und was nicht. Das ist bei einem neuen Thema selbst für erwachsene und geübte Lerner*innen nicht immer ganz einfach, vor allem wenn man nicht weiß, wie detailreich die anschließenden Prüfungsfragen sein werden. Natürlich ist es hilfreich, den Lernstoff zusammenzufassen und die wichtigsten Lerninhalte herauszufiltern – aber wie das genau funktioniert, erklärt die Lernkarte leider auch nicht.

Metakognitive Lernstrategien: Auch diese Karten enthalten viele hilfreiche Anregungen, wie Lerner*innen den eignen Lernweg planen und reflektieren können. Manche Karten werden durch die Downloadinhalte ergänzt. Einige Methoden sind jedoch umfangreich und müssen von den Lerner*innen mit Hilfe eines Beispiels erprobt werden, beispielsweise die Karte „Bedienungsanleitung schreiben“. Das Thema, dass Lerner*innen manchmal auch Lernstrategien wechseln oder überdenken bzw. umplanen müssen, wird leider nicht thematisiert (obwohl es für das eigenständige Lernen von großer Bedeutung ist).

Stützstrategien: In dieser Kategorie werden wichtige Themen rund um das Lernen aufgegriffen, die häufig zu wenig besprochen werden: Gesunde Lebensführung, Pausen, Ablenkungen, guter Lernplatz oder die Einstellung zum Lernen. Es gab jedoch auch zwei Karten (Aktiv lernen und die Büroklammer-Methode), die für mich eher in die anderen Kategorien gehört hätten.

Mein Fazit

Die Karten sind ansprechend gestaltet und enthalten verschiedene gute Anregungen, um Lernstrategien sinnvoll einzusetzen. Wie bereits angesprochen, verwirrt es mich, dass keine Zielgruppe für das Kartenset angegeben ist. Ich würde es vor allem Lehrer*innen und Lerncoach*innen für ihre Arbeit empfehlen. Im Rahmen einer ausführlicheren Einleitung kann es auch für ältere oder erwachsene Lerner*innen hilfreich sein. Eltern oder jüngeren Schüler*innen würde ich das Set nicht einfach so in die Hand geben.

Ein weiterer inhaltlicher Kritikpunkt ist aus meiner Sicht, dass die Auswahl der Lernstrategien mit diesem Set beliebig wirkt. Es wird zwar im Booklet kurz erwähnt, dass die Strategien zum Lernstoff passen müssen, doch für mich greift das zu kurz. Der Einsatz der richtigen Lernstrategie hängt sowohl vom Lerninhalt ab als auch vom Vorwissen der Lerner*innen. Diese Einordnung und Erklärung kann ein Kartenset allein jedoch nicht leisten. Daher sollten Lernstrategien im Rahmen von Unterricht oder Lerncoaching thematisiert und geübt werden – gerade wenn Lerner*innen Probleme haben. Die Idee, dass man sich drei Karten auswählt und zu einem beliebigen Thema eine beliebige Lernstrategie anwendet, halte ich für wenig erfolgsversprechend.

Daher sehe ich das Kartenset als einen guten Werkzeugkoffer für Lehrer*innen und Lerncoach*innen oder eben für ältere Lerner*innen nachdem sie eine ausführliche Einleitung zum Thema (im Rahmen eines Kurses/Seminars) dazu erhalten haben. Um Lerner*innen zu eigenständigen Lerner*innen zu machen bzw. ihnen Selbstlernkompetenz zu vermitteln, braucht es mehr Erklärung, Beispiele und Übungen als auf 40 Karten passen.

Link zur Verlagsseite (mit Leseprobe): https://www.beltz.de/fachmedien/paedagogik/produkte/details/47497-lernen-wie-geht-das-40-lernstrategiekarten-zum-eigenstaendigen-lernen.html

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