Wörter, Boxen und Striche – Concept Maps gibt es schon eine Weile. Doch wie unterstützen sie das Lernen? Welche Funktionen besitzen sie? Für welchen Lernstoff eigenen sie sich?
[Anmerkung zum Text: Ich rede im Text von „Lerner*innen“ und „Lehrer*innen“. Diese Bezeichnungen beziehen sich nicht nur auf Personen in der Schule, sondern beispielsweise auch auf die Ausbildung und auf alle weiteren Lernumfelder.]
Was sind Concept Maps?
Concept Maps (ähnlich wie Mind Maps) organisieren Lernstoff visuell und sind eine Form der Zusammenfassung von Lerninhalten. Man kann sie auch als Knoten-Verbindung-Diagramme bezeichnen. Verschiedene Begriffe bzw. Konzepte stehen dabei in Boxen oder Kreisen und werden durch Linien verbunden. Im Unterschied zu Mind Maps werden die Verbindungen dann mit einem Beziehungswort oder Verb beschriftet.
Mit Hilfe von Concept Maps sollen Lerner*innen die wichtigsten Aussagen des Lernstoffs zusammenfassen, organisieren oder auch strukturieren. Dazu benötigen Lerner*innen ein gewisses Basiswissen zum Thema. Insgesamt betonen Concepts Maps mehr die grundlegenden Inhalte eines Themas als das dazugehörige Detailwissen.
In der Wissenschaft wurden Concept Maps bereits in den 70er Jahren durch Joseph D. Novak etabliert. Dieser betonte insbesondere die Struktur von Wissensnetzwerken, was sich auch in den klassischen Formen der Concept Maps zeigt. Diese besitzen häufig eine hierarchische Ordnung und Beziehungen, wie „ist ein Oberbegriff von“, „ist eine Eigenschaft von“, „ist ein Beispiel für“ oder „wird verwendet für“.
Aus diesen Annahmen können verschiedene Darstellungsformen von Concept Maps abgeleitet werden:
- Überordnungs-Unterordnungs-Relation
- Teil-Ganzes-Relation
- Kausalmodell oder zeitliche Abläufe (z.B. Flussdiagramm)
- Strukturen in Institutionen (z.B. Zusammenarbeit von Bundestag und Bundesrat)
Unterstützen Concept Maps das Lernen?
Da Concept Maps schon länger beim Lernen eingesetzt werden, wurden sie in den vergangenen Jahrzehnten auch schon häufiger wissenschaftlich untersucht. John Hattie berichtet in seiner Studie eine mittlere Effektstärke (d = 0.57), die sich auch in einer neueren Metaanalyse (Schroeder et al. 2018) zeigte. Bei verschiedenen Metaanalysen zeigten sich positive Effekte für Concept Maps. Die Methode eignet sich für verschiedene Fächer und Lerner*innen verschiedener Altersgruppen.
Welche Vorteile und Funktionen haben Concept Maps?
Obwohl Concept Maps schon länger zum Lernen eingesetzt werden und diese sich positiv aufs Lernen auswirken, sind die Gründe dafür noch nicht vollständig wissenschaftlich geklärt. Hier ein paar mögliche Erklärungsansätze von Forscher*innen:
- Vorwissen: Concept Maps eigenen sich sehr gut, um das Vorwissen von Lerner*innen zu aktivieren und neuen Lernstoff damit zu verbinden. Damit erweitern Lerner*innen auch in visueller Form ihr Wissensnetzwerk. Die Verbindung zum Vorwissen ist ein wichtiger Baustein, um neues Wissen langfristig im Gedächtnis zu behalten.
- Leseverständnis: Gerade wenn Lerner*innen Probleme haben, Texte zu verstehen, können Concept Maps weiterhelfen. Lerner*innen sehen dann klarer die Verbindung zwischen Begriffen und Konzepten und müssen sich diese nicht aus dem Text heraus erarbeiten.
- Leistungsschwächere Lerner*innen: Concept Maps helfen auch leistungsschwächeren Lerner*innen Basiswissen eines Themas zu verstehen und zu erarbeiten. Im Gegensatz zum Lesen eines langen Textes wird deren kognitive Belastung möglicherweise durch Concept Maps gesenkt. Somit können sie sich stärker auf die Inhalte des Lernstoffs konzentrieren.
- Ein Punkt, mehrere Verbindungen: Von einem Begriff bzw. Konzept können mehrere Verbindungen abgehen. Das verbessert den Wissensaufbau zu diesem Begriff. Diese Darstellung ist in Texten nicht immer gegeben und Lerner*innen müssen diese Verbindungen zusammensuchen und selbstständig erschließen.
- Engagement der Lerner*innen: Jedoch könnte es auch sein, dass Lerner*innen beim Erstellen eines Concept Maps engagierter sind und sich daher mehr mit den Lerninhalten auseinandersetzen. Somit wäre der positive Effekt weniger durch die Methode als durch Aktivierung der Lerner*innen zu erklären.
Concept Maps (als Form der Visualisierung) besitzen darüber hinaus auch verschiedene Funktionen:
- Funktion der Tiefenverarbeitung (Organisation und Elaboration von Wissen),
- Metakognitionsfunktion (Lerner*innen können mithilfe von Concept Maps eigene Wissenslücken aufdecken),
- Übersetzungsfunktion (visuelle bzw. räumliche Darstellung von Wissen),
- Inferenzfunktion (Abstrakte Inhalte werden anschaulich, z.B. werden Merkmale von Ober- zu Unterbegriffen „vererbt“).
Wer sollte die Concept Maps erstellen?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Concept Maps beim Lernen einzusetzen. Lerner*innen können diese selbstständig allein oder in Gruppen erstellen. Dieses Vorgehen kann Lerner*innen jedoch auch überfordern, weshalb Lehrer*innen Concept Maps auch vorstrukturieren oder fertige Concept Maps ausgeben können. In älteren Studien zeigte sich jedoch, dass Lerner*innen mehr lernten, wenn sie aktiv an der Gestaltung der Concept Maps beteiligt waren. Ebenfalls scheint es wichtig zu sein, dass Lerner*innen die Begriffe für die Concept Maps selbst liefern.
Mein Kommentar:
Concept Maps liefern einen wunderbaren Überblick über Lernstoff und Themengebiete, daher nutze ich sie vor allem bei größeren Projekten sehr gern. Jedoch sind sie nicht immer einfach zu erstellen, wenn man nur Stift und Blatt zur Verfügung hat. Damit meine ich nicht die inhaltliche Arbeit, sondern die Darstellung. Oft stellt man fest, dass man nicht genug Platz gelassen hat und so nicht alle Inhalte auf ein Blatt passen. Man schreibt Worte zu groß oder zu klein oder man möchte Begriffe neu anordnen. Kurzum: Es kann frustrierend sein und am Ende erhält man ein hässliches und unübersichtliches Durcheinander. Daher sollte man überlegen, ob man nicht lieber mit einer (kostenfreien) Software arbeitet. (Eine Übersicht über Programme liefert beispielsweise Lehrerfortbildung Baden-Württemberg: https://lehrerfortbildung-bw.de/st_digital/medienwerkstatt/office/praes/free-maps/). Mit einer Software sehen fertige Concept Maps geordneter, leserlicher und auch schöner aus. Denn was hilft ein Concept Map mit wichtigem Lernstoff, wenn man es später weder lesen, noch dessen Logik folgen kann? Das Auge lernt ja schließlich mit.
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Quellen
Hattie, J., Beywl, W. & Zierer, K. (2013). Lernen sichtbar machen (überarb. deutschsprachige Ausg. / von Wolfgang Beywl und Klaus Zierer.). Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren.
Mandl, H. (Hrsg.). (2006). Handbuch Lernstrategien. Göttingen: Hogrefe.
Schroeder, N. L., Nesbit, J. C., Anguiano, C. J., & Adesope, O. O. (2018). Studying and Constructing Concept Maps: A Meta-Analysis. Educational Psychology Review, 30(2), 431–455. https://doi.org/10.1007/s10648-017-9403-9